Die SPD will einen „Runden Tisch“, eine „Initiative von unten“, um geballt vorzugehen gegen eine immer härtere, haltlosere Jugend. Aber ihr Vorschlag wurde im Verwaltungsausschuss nicht glatt angenommen. Stadtrat und Rektor Helmut Graf versprach sich zum Beispiel von einem Runden Tisch wenig: „Wenn alle dranhängen, hilft das kaum. Das wird ein Debattierclub. Sie können das im Fernsehen verfolgen: Nach Erfurt, Winnenden und Ansbach ist alles verpufft.“ Er forderte konkrete Hilfe, sprich den Einsatz von Sozialpädagogen in den Schulen.
Aber auch sie hatte Uwe Raab in seinem Antrag genannt: „Ich glaube, dass wir es noch erleben werden, dass es kleinere Klassen gibt, die jeweils einen Lehrer und einen Sozialpädagogen haben.“ Ihm schwebt am Runden Tisch ein Kreis von Rektoren und Stadträten vor, von Rathausexperten und Stadtjugendverband, von Jugendamt und Jugendrat, von SMV und Vereinen. Er will „ein Band schmieden aus professioneller Schulsozialarbeit und Jugendarbeit“.
„Unsere Gesellschaft ist aus den Fugen geraten“, ergänzte er vor dem Ausschuss. „Der Familienzusammenhang geht verloren. Wir haben uns in Pegnitz noch auf einer Insel der Glückseligen gefühlt, aber nach dem Babytod in der Haydnstraße und dem Etikett- Text in der Realschule ist es nicht mehr so.“ Bürgermeister Manfred Thümmler merkte an, dass der Landkreis zwei Vollzeitstellen für Sozialpädagogen beantragt hat, für die Sammetschule und für Weidenberg. Wenn von den Kosten ein Anteil von 5000 Euro auf ihn oder den Schulverband zukommt, „würde ich mich nicht dagegen wehren“. Er habe auch schon gehört, dass diese Stellen nicht erst im nächsten September kommen, sondern als Teilzeit schon Mitte Februar.
Aber Uwe Raab unterstrich, dass diese zwei Schulen nicht die einzigen sind, die Bedarf haben. „Außerdem sollten wir jenseits dieser Säulen ,Schulen‘ ein Netzwerk spannen.“ Thümmler war einerseits dafür („Ich bin dankbar, wenn das zügig umgesetzt wird“), sah aber Probleme, weil die Pegnitzer Schulen so verschiedene Träger haben. Damit ist ihren Rektoren eine Grenze gesetzt. Ideal wäre es, die Initiative vom Landkreis ausgehen zu lassen, der von der Jugendsozialhilfe her für alle Jugendlichen zuständig ist. Weiter hatte Thümmler die Idee, den Arbeitskreis „Schule & Wirtschaft“ anzusprechen. Denn in ihm sitzen alle Rektoren. Außerdem ist Helmut Graf einer seiner zwei Leiter.
Graf hatte nichts dagegen: „Das Thema steht im Frühjahr auf der Tagesordnung. Wir suchen nur noch einen Referenten.“ Diese Lösung war ihm lieber als ein Runder Tisch. „Um den kleinen Schüler wird sich ein Runder Tisch nicht kümmern können.“
Seine Sammetschule habe bereits Unterstützung durch die Schulpaten, durch die Wirtschaftsakademie und durch Vorträge für Eltern zu Internetgefahren. Dazu kommt der Einsatz seiner Lehrer: Sie beobachten ihre Schüler, sprechen Eltern an, haben Streitschlichter und das Pit-Programm (Präventiv im Team). „Aber sie sind überfordert, weil sie ja auch noch Unterricht halten müssen. Deshalb der Sozialarbeiter. Er kann zwei bis drei Stunden mit einem Kind arbeiten, die Eltern informieren und das Jugendamt.“ Uwe Raab sah ein, dass ein Runder Tisch „kein Allheilmittel ist“. Aber er könnte ein Startsignal von unten sein, „eine Orientierung herstellen“. Stadtrat Günter Bauer appellierte an die Eltern, selbst auf ihre Kinder zu achten. Was die Pegnitzer Vereine schon an Jugendarbeit leisten und was der kommende Jugendrat bewirkt, „ist schon ein Schritt vorwärts“.
Quelle: Nordbayerische Nachrichten